Zuchversuch PBG x Luzerner Laufhund

Eine Zusammenfassung

Im Frühling 2022 wurde im Claridenfirn - Zwinger ein Zuchtversuch mit Arek (Luzerner Laufhund) x Finesse (Petit bleu de Gascogne) durchgeführt. Die Meinungen in der Laufhundegemeinschaft diesbezüglich reichten von euphorisch bis ablehnend. Letztendlich wurde aber mit der Verpaarung dieser zwei wesensechten Laufhunden nur auf eine uralte Blutsverwandtschaft zurückgegriffen. Im Laufe der Trächtigkeit tauchte mehrmals die Frage auf, warum die Welpen Luzerner Papiere erhalten sollen, wenn doch die Mutter eine Petit Bleu de Gascogne ist - Schliesslich würden ja zwei Drittel der Genetik jeweils von der Hündin vererbt…
Nun, diese weit verbreitete Züchterweisheit ist schlicht falsch. Hunde besitzen einen diploiden Chromosomensatz, somit ist die Vererbung immer hälftig. Der Phänotyp wird also jeweils von zwei Allelen, dem sogenannten Genotyp, bestimmt. Sind die Allele beider Eltern identisch, redet man von homozygot, andernfalls von heterozygot. Im letzteren Fall setzen sich dann die dominanten Allele geschlechtsunabhängig gegen die rezessiven durch.
Und so wirkte sich dies dann in der Praxis aus: Von den 7 Welpen kam eines in der Fellfarbe ganz nach der Mutter, also fast ohne Platten. Am anderen Ende gab es dafür einen Welpen, der fast so schwarz wie der Vater war. Die anderen fünf hatten dann die perfekte Färbung. Die Augenfarbe, unabhängig von der Fellfarbe, einmal mehr Mutter, einmal eher Vater. Ähnlich verhält es sich bei der Laute. Auffallend ist bei allen der edle Körperbau und das hohe Ristmass. Vier Hunde haben schon diverse Prüfungen absolviert, drei nahmen an der Ausstellung des Schweizerischen Laufhundeclubs teil und wurden allesamt mit V bewertet, wovon einer sogar den Gesamtsieg holte.

Warum ein Zuchtversuch?


Die University of California veröffentlichte am 2. Dezember 2021 im Fachblatt Canine Medicine and Genetics eine internationale Studie zur Inzucht bei Rassehunden, die mittels DNA Tests an über 50'000 Individuen aus 227 Rassen durchgeführt wurde. Das Ergebnis war selbst bei grossen Populationen ernüchternd. Viele reinrassige Hunde verursachen ein Vielfaches der Tierarztkosten eines Mischlings. Erbkrankheiten, wovon der Krebs an vorderster Stelle steht, und kleine Würfe sind nur zwei Punkte einer fast endlosen Liste, die in diesem Umfang vor der Einführung der FCI Standards nicht existierte.  Auch unseren Laufhunde droht der Flaschenhals, insbesondere wenn man bedenkt, dass vielen jüngeren Jäger die Haltung eines Hundes zu aufwändig ist. Stammbäume ohne gemeinsame Vorfahren sind (bis auf 7) ebenfalls so gut wie verschwunden.  Die Genetik der verpaarten Hunde wird sich immer ähnlicher (heterozygot). Eigentlich absurd, dass es bei einem derart alten Hundeschlag überhaupt so weit kommen konnte: Es gäbe in Mitteleuropa genug Laufhunde mit völlig identischen Eigenschaften, von denen man davon ausgehen muss, dass sie vom selben alten Blut sind. Mit einer entsprechenden Einkreuzung würde man lediglich das tun, was die Züchter über Jahrhunderte taten. Kreuzungswürfe erfolgen weitgehend nach der Unabhängigkeitsregel. Wenn die beiden Rassen sich ohnehin schon sehr ähnlich sind, ist es Zeit, sich von eingebrannten Vorstellungen zu lösen. Wer sich beim ersten Blick in die Wurfkiste mehr Gedanken zur Färbung als zum Inzuchtkoeffizient macht, zieht das Aussehen der Gesundheit vor.  Rassen machen nur Sinn, wenn deren Hauptzweck die Bewahrung des Wesens und der Gesundheit ist.  Aus der Einkreuzung eines Petit Bleu de Gascogne bei den Luzerner Laufhunden gehen nicht Mischlinge hervor, sondern Hunde mit reinem Blut.

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