Nur der Adel konnte sich eine gezielte Zucht leisten
Das Mittelalter liefert uns unzählige Hinweise zur Laufhundezucht in Form
von Literatur und Kunst. Die älteste verbürgte
Schweizer Darstellung einer Hasenjagd mit Laufhunden ist die in den Kreuzgängen
des Zürcher Grossmünsters, welche aus dem Jahre 1100 stammt. Auf Gemälden aus dem
16. Jahrhundert von Alexandre Desportes oder Gerard Rijsbrack lassen sich kaum
mehr Unterschiede zu den heutigen Formen erkennen. Man möge sich doch vor Augen
führen, dass die Menschen in Mitteleuropa bis zur Industrialisierung bitterarm
waren. Der Aufwand einer Hundezucht war früher nicht minder gering und so liegt
es auf der Hand, das sich nur der Adel diesen Luxus leisten konnte.
In der Antike war die Jagd noch lange kein völkerübergreifendes Kulturgut. Bei den ackerbaubetreibenden Germanen spielte sie nur eine
untergeordnete Rolle und über die Zucht von Spürhunden ist nichts
bekannt. Im Mittelalter hingegen kam sie fast überall in Europa in Mode und beeinflusste auch den einen oder anderen politischen Entscheid. Edle Hundemeuten waren wie die Pferde ein Statussymbol und gute Hunde wurden zur Handelsware mit internationalem
Absatz. In einem Brief vom 13. Februar 1472, zum Beispiel,
erbat der Staatschreiber von Zürich einen Herr Sägisser aus Aarau, dem Herzog
von Mailand zwei Jagdhunde zu besorgen. Das wohl bedeutenste Werk über
die Jagd im Mittelalter ist «Le Livre de la Chasse» aus dem 14. Jahrhundert von
Gaston Pheobus.
Darin ausführlich beschrieben ist die Jagd auf Kaniden,
Paarhufer und Niederwild mit Laufhunden, Leithunden (die heutigen
Schweisshunde) und Spanieln. Die Jagden mit Hundemeuten waren grossflächig
angelegte Aktionen mit vielen vorbereitenden Helfern und bewaffneten Reitern, die den Hunden
folgten. Obwohl die Bevölkerungsdichte relativ gering war, wäre die
Ausrottung vieler Wildarten im Mittelalter bereits möglich gewesen. Das
damalige Regal, das dem Pöbel die ertragreiche Fleischbeschaffung direkt aus
der Natur verbot, war, so ungerecht es auch erscheinen mag, ein Segen für die
Europäische Fauna, der bis zur Französischen Revolution, die die Jagd zu
Jedermannsrecht erklärte, anhielt. So hatte das späte 18. Jahrhundert auch
einen enormen Einfluss auf die Laufhundpopulationen, da die neue Generation
von Jägern nicht mehr beritten war und andere Hunde als geeigneter befand, womit
wir an der passenden Stelle wären, um folgende Frage zu behandeln: