Der superfötierende
Hase wurde lange Zeit als Meister der Reproduktion angesehen. Sein Verschwinden
war unvorstellbar und er durfte als Niederwild von jedermann erlegt
werden. Der Feldhase ist auch heute noch
in vielen Ländern ein häufig anzutreffendes Tier und nachhaltig zu bejagen.
Anders in den meisten Gegenden der Schweiz: Bereits im ersten Band des Buches
„die Jagd in der Schweiz“ aus dem Jahre 1951 wird über stark rückläufige
Hasenbestände „hervorgerufen durch Meliorationen, Verschwinden von Rieden und Hecken,
sowie den Einsatz von Kunstdünger“ berichtet. Schon damals stoppten viele
Reviere die Abschüsse zwecks Bestandförderung – leider hatte dies keinen
nennenswerten Einfluss. Der einstige Kulturfolger veranschaulicht wie kein
anderes heimisches Tier unseren Wandel von einer naturverträglichen
Landwirtschaft hin zu einer Maximalausbeutung der Böden, letztendlich
hervorgerufen durch eine steigende Bevölkerungszahl mit steigenden Ansprüchen. Intakte
Feldhasenbestände benötigen nicht eine außergewöhnliche Biodiversität. Er
könnte selbst in Monokulturen überleben, solange diese mit genug Hecken und
Brachflächen durchstreut sind und sich Freizeitdruck und Verkehr in Grenzen halten. Der Schwachpunkt beim Feldhasen sind die
Jungtiere. Sie fallen Räubern und Landmaschinen in großer Zahl zum Opfer.
Unsere überdüngten Wiesen, die das erste Mal schon im Februar gemäht werden,
sind für hunderte von Tierarten ein unbewohnbarer Raum geworden. Ein paar
wenigen scheint es dafür umso besser zu gefallen: Graureiher, Rotmilan,
Rabenkrähe, Möwen, Fuchs und Hauskatze. Was Mäuse frisst, verschmäht auch
keinen jungen Hasen- Eine Tatsache, die von einseitig gelagerten Naturschützern
gerne unter den Tisch gekehrt wird. Ein gesunder,
ausgewachsener Hase ist mit rund 70 km/h und blitzschnellem Richtungswechsel nur
schwer zu erbeuten. Einen lautlosen Angriff eines Greifvogels vermag er
rechtzeitig zu erkennen. Selbst in die Fänge geraten, kann er sich mit heftigen
Prügeln noch zur Wehr setzen. Dementsprechend selbstbewusst ist er unterwegs und
kann sich auch einmal ganz spöttisch einem Widersacher zeigen. Ebenfalls
bekunden sie auf Feldern, wo Menschen noch regelmäßig von Hand arbeiten,
relativ wenig Scheu. In Gegenden wo Feldhasen
noch zahlreich sind, ermöglichen sie die Anwesenheit von größeren Beutegreifern
wie zum Beispiel der Uhu. So bilden sie ein wichtiges Glied in der
Nahrungskette wo sich auch der Mensch in vernünftigem Masse einfügen darf.