In unzähligen
Fachbüchern und Zeitschriften wird sie wie folgt beschrieben:
„Die Brackierjagd oder
Laute Jagd ist eine Jagdweise, bei der spurlaute Jagdhunde das Wild aufstöbern
und zu den Jägern treiben.“
Für den Laien kann diese Formulierung aber
missverständlich sein. «Zu jemanden Treiben» heißt nämlich, dem Wild eine
Richtung aufzwingen. Genau das ist auf der Lauten Jagd aber nicht der Fall: Der
Hund folgt lediglich der Spur – das Tier wählt seinen Fluchtweg frei. Wer am
falschen Ort steht, wird ganz einfach keinen Anblick haben. Wird diese
Jagdweise jedoch mit den nötigen Habitatskenntnissen betrieben, ist sie punkto
Effizienz kaum zu überbieten und der Jagddruck beschränkt sich auf das
Nötigste. Besonders hervorzuheben ist ihre Natürlichkeit: Die Verfolgung eines
Fressfeindes ist für die meisten Tiere eine tägliche Herausforderung, für die
sie ein verlässliches Rezept haben. Reh und Hase haben mit ihrer Flucht- und
Reproduktionsstrategie bewiesen, dass sie über die Jahrtausende
evolutionstechnisch erfolgreicher waren als die meisten Karnivoren. Viele Jäger
sind sich gar nicht bewusst, wie latent der Druck bei der Ansitz- und
Pirschjagd sein kann. Der Schuss an vertrauten Äsungsplätzen führt zu tagelangen
Absenzen des Wildes. Der Einsatz von technischen Hilfsmitteln verstehen Wildtiere nicht. Eine entsprechend natürliche Gegenreaktion bleibt aus.
Fressen und gefressen werden ist in der Natur eine Tatsache, mit der jedes Tier
und jede Pflanze lebt – nur der Mensch in seiner unendlichen Schläue glaubt, diese hinterfragen zu müssen.