Völkerwanderungen wurden stets von Hunden
begleitet. Die dadurch generierten Durchmischungen sind heute nicht mehr
nachvollziehbar. Die Wiege des Laufhundes (und somit aller Rassen, die aus im
hervorgingen) dürfte aber nirgends anders liegen als im Dreieck zwischen
Frankreich, Italien und der Schweiz. Und so kommen aus dieser Gegend auch viele
Hinweise aus der Zeit nach der römischen Herrschaft. Das erste burgundische
Reich erstreckte sich von der Provence bis in den Aargau. Auf merowingischen
und karolingischen Ruhestätten wurden Jagdhunde als Grabbeigaben gefunden. Auch
die vierbeinigen Protagonisten für die in den Ardennen entstandene
Bluthundezucht soll der aus Südfrankreich stammende Hubertus aus dem Rhonetal
mitgebracht haben.
Das Mittelalter liefert alsdann unzählige
Hinweise zur Laufhundezucht in Form von Literatur und Kunst. Das wohl bedeutendste
Werk kommt aus dem 14. Jahrhundert: «Le Livre de la Chasse» von Gaston Pheobus.
Darin ausführlich beschrieben ist die Jagd auf Kaniden, Paarhufer und
Niederwild mit Laufhunden, Leithunden (die heutigen Schweisshunde) und Vogelhunden
(damals schon als Spaniel bekannt). Ebenso berichtet Pheobus über die Haltung
und Fütterung einer Hundemeute.
Die älteste verbürgte Schweizer Darstellung
einer Hasenjagd mit Laufhunden ist die in den Kreuzgängen des Zürcher
Grossmünsters, welche aus dem Jahre 1100 stammt. In einem Brief vom 13. Februar
1472, zum Beispiel, erbat der Staatschreiber von Zürich einen Herr Sägisser aus
Aarau, dem Herzog von Mailand zwei Jagdhunde zu besorgen.
Auch auf englischem Boden, wo die ersten
keltischen Hunde schon von den Römern mitgebracht wurden, entstanden namhafte
Hundezuchten, die ihrerseits wiederum den Kontinent mit frischem Blut
versorgten. Die Gemälde ab dem 15. Jahrhundert von Künstlern wie Alexandre
Desportes oder Gerard Rijsbrack, geben dann auch Aufschluss über die
Morphologie der damaligen Laufhunde, welche sich kaum von der heutigen
unterscheidet.
Alles in allem lässt sich sagen, dass
die Haltung von Jagdhunden über die ganzen Epochen stets eine Angelegenheit des
Adels war. Das hatte mehrere Gründe: Man möge sich erstmal vor Augen führen, dass
die Zucht früher nicht minder aufwändig war. Nur vermögende Leute konnten sich
diesen Luxus leisten. Bevor Feuerwaffen Einzug hielten, war eine effiziente
Jagd nur mit Laufhunden, Pferden und vielen Helfern möglich. Zudem erkannte man
in den meisten Teilen Europas schon sehr früh die Folgen einer Überbejagung,
was zu einem Verbot für den Pöbel führte. Dieses hatte Bestand bis zur
Französischen Revolution, welche die Jagd zu Jedermannsrecht erklärte - mit
fatalen Folgen für die Fauna …